Kennzahl: 2019-15

Konzert- und Volksharfe gegenübergestellt - Teil 1

17. Nov 2018
09:30 - 12:30
Landesmusikschule Kramsach
TeilnehmerInnen: 8 - 25
Zielgruppe: Harfenlehrkräfte und Herfenstudierende

Beschreibung:

F. J. Nadermann: Sept Sonates Progressives pour la Harpe:

Mögliche Wege der Interpretation auf Konzertharfe und Volksharfe im Vergleich - unter Berücksichtigung der spieltechnischen Möglichkeiten und klanglichen Ergebnisse auf einem Originalinstrument der Zeit.

 

Sept Sonates Progressives: Allen, die Konzertharfe studiert haben, sind sie aus dem Studium noch in Erinnerung: Kilometerlange Sechzehntelläufe, eigenartige Präludien, endlose Schlussfloskeln etc. All jene, die von der Volksharfe kommen, haben oft aus genau den gleichen Gründen Respekt vor diesen Sonaten.

Ich selbst mochte diese Sonaten zuerst nicht besonders, fand sie eher langweilig, dafür aber ganz schön aufwändig.

Während meines Studiums historischer Harfen in Holland hatte ich dann jahrelang mit dieser Art von Musik gar nichts zu tun, und stattdessen habe ich Continuospiel auf mehrreihigen Barockharfen und Consortmusik mit Renaissanceharfen gespielt.

Vor wenigen Jahren hatte ich dann zufällig die Gelegenheit, eine gut erhaltene Erard Einfachpedalharfe aus dem Jahr 1807 zu kaufen. Auf der Suche nach passendem Repertoire bin ich wieder auf Nadermann gestoßen, und siehe da:

Zu meiner Überraschung ist doch Musik drin!

Von der chronologisch richtigen Seite der Musikgeschichte aus betrachtet, stecken selbst diese Sonaten voller Neuigkeiten und Charme und Witz. Man muss sie nur zu lesen wissen, mit dem genauen Blick zwischen die Zeilen, um auch das zu sehen, was nicht so ganz eindeutig drinnen steht.

Seither habe ich die Sonaten (und andere Harfenmusik aus der Zeit) immer wieder unterrichtet, und es war jedes Mal sehr interessant zu sehen, wie sehr die Wahl des Instruments (Konzertharfe, Volksharfe oder meine alte Erard-Dame) durch die technischen Möglichkeiten und die klanglichen Ergebnisse die Interpretation beeinflussen. So kann zum Beispiel die gleiche Sonate auf einer Konzertharfe ein anderes Tempo verlangen als auf einer Volksharfe, um den gewünschten Charakter des Stückes richtig zur Geltung zu bringen.

 

Bei dieser Fortbildung soll es also um zwei Dinge gehen: Einerseits um den geschärfte Blick in den Notentext, um auch das zu erkennen, was nicht eigens vermerkt wurde. Andererseits um den Vergleich der Interpretationsmöglichkeiten auf verschiedenen Harfentypen, um zu hören und selbst zu erfahren, wie sehr die klanglichen und spieltechnischen Gegebenheiten (wie etwa Saitenspannung, Resonanz, Klangbalance)  die Tempowahl und andere Parameter der Interpretation beeinflussen. Das Instrument ist in diesem Fall sozusagen der Lehrer.

 

Diese Fortbildung gliedert sich in zwei Teile, für die man sich separat anmeldet.

Im ersten Teil am Vormittag werden tatsächlich die Nadermann Sonaten behandelt. Dabei besteht nicht nur die Möglichkeit zuzuhören sondern auch die Stücke selbst zu spielen und auf unterschiedlichen Harfen auszuprobieren.

 

Im zweiten Teil, nachmittags, ist Zeit für weitere Harfenliteratur aus der gleichen Epoche. Dussek, Krumpholz, …. Wer möchte, kann dann die Erkenntnisse des Vormittags (Tempowahl etc) auf diese Stücke zu übertragen versuchen, ich werde mit Rat und Tat und natürlich wieder mit meiner alten Dame (sie ist entzückend und lindgrün) zur Seite stehen. Vielleicht erscheint uns ja am Ende des Tages das eine oder andere altbekannte Stück in völlig neuem Licht…?

 

Es stehen eine Konzert- und eine Volksharfe zum Ausprobieren zur Verfügung. Das eigene Instrument kann auf Wunsch mitgebracht werden.

 

Reinhild Waldek, M.Mus.

Reinhild Waldek ist als Spezialistin auf dem Gebiet der historischen Harfen international gefragt. Sowohl mit ihren eigenen Ensembles Vivante und Bella Discordia als auch als festes Mitglied der Ensembles Tasto Solo, Unicorn und Accentus Austria spielt sie Konzerte in ganz Europa. Als Continuospielerin wird sie regelmäßig von Ensembles wie L'Arpeggiata, Akademie für Alte Musik Berlin, Private Musicke, Les Cornets Noirs, Das Kleine Konzert und L'Orfeo Barockorchester eingeladen. Auftritte bei internationalen Festivals für Alte Musik (Utrecht, Brugge, Antwerpen, Wien, Innsbruck), sowie zahlreiche CD-Einspielungen, u.a. bei Harmonia Mundi und Alpha.

Reinhild Waldek absolvierte ihre Studien am Linzer Brucknerkonservatorium sowie bei Walter van Hauwe, Sebastien Marq und Christina Pluhar in Holland. 2003 graduierte sie am Royal Conservatory in Den Haag zum Master of Music. Unterrichtstätigkeit u.a. an der Universität Mozarteum Salzburg sowie der Kunst-Uni Graz.

Reinhild Waldek ist als freischaffende Musikerin tätig, wohnt zur Zeit in Innsbruck und unterrichtet an der LMS Imst.

 

Link zu Reinhild Waldek, M.Mus.